Kreuzbandriss: die ersten Wochen nach der OP

Lucas
08.26.2024 11:42 Kommentar(e)

Operation des vorderen Kreuzbandes: erfolgreiche Reha in den ersten Wochen

Eine Operation des vorderen Kreuzbandes, auch als Kreuzbandplastik bekannt, ist ein bedeutender Eingriff, der eine sorgfältige und gut strukturierte Rehabilitation erfordert. Die ersten sechs Wochen nach der Operation sind entscheidend für den langfristigen Erfolg der Heilung. Der Fokus liegt dabei auf der Wiedererlangung der Beweglichkeit, der Schmerzkontrolle und der muskulären Stabilität des Knies.

Erfahre in diesem Blogbeitrag, wie du in den ersten sechs Wochen nach der Operation das Beste aus deiner Heilung herausholen kannst.
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Verständnis der Kreuzbandoperation

Das vordere Kreuzband (vKB) spielt eine zentrale Rolle bei der Stabilität des Kniegelenks und der sogenannten Propriozeption (Tiefensensibilität). Es gibt Personen, die bei einem Riss des vorderen Kreuzbandes ohne eine Operation zurecht kommen. Inzwischen wissen wir sogar, dass je nach Verletzung das Kreuzband sogar wieder heilen kann. Ob eine Operation dennoch notwendig ist, bespricht dein Arzt oder deine Ärztin mit dir. Folgende Punkte sollten bereits vor der Operation klar für dich sein:

  • Egal ob mit oder ohne Operation, die Rehabilitation wird dauern. Du solltest mit circa 9 Monaten Rehabilitation rechnen, bis du wieder in deinen ursprünglichen Sport einsteigen kannst (je nachdem, welche Sportart das ist und wie die Reha verläuft).
  • Du wirst nach der Operation und teilweise schon zuvor einen deutlichen Abbau deiner vorderen Oberschenkelmuskulatur (Quadriceps) wahrnehmen. Eine der Hauptaufgaben in der Rehabilitation wird es sein, diesen wieder aufzubauen.
  • Du wirst viel Arbeit und Zeit investieren müssen. Eine gewissenhafte und gute Rehabilitation fordert viel - von allen Beteiligten, aber vor allem von DIR!

Das Operationsverfahren

Dein Arzt oder deine Ärztin wird dir mitteilen, welches Material er als Transplantat für das Kreuzband verwenden wird. In den meisten Fällen wird es die Sehne des Musculus Semitendinosus sein, der sich an der Hinterseite deines Oberschenkels befindet. Du wirst hier keinen Schnitt finden (die Sehne wird über einen Schnitt an der Vorderseite entnommen), dafür aber wahrscheinlich eine Einblutung und ein deutliches Kraftdefizit in dieser Muskulatur. Deshalb ist es nach dieser Operationsmethode besonders wichtig, die hintere Oberschenkelmuskulatur (ischiocrurale Muskulatur bzw. Hamstrings) zu kräftigen.

Die zweite Variante, die häufig gewählt wird, ist die Plastik aus der Quadricepssehne. Der Quadriceps ist der vordere Oberschenkelmuskel. Du wirst nach dieser Operation einen Schnitt knapp über der Kniescheibe vorfinden. Hier gilt es vor allem diesen Muskel besonders zu kräftigen.

Beteiligung anderer Strukturen: Meniskus und Co

Grundsätzlich gilt in der Rehabilitation: Wir halten uns strikt an das Nachbehandlungsschema deines Arztes oder deiner Ärztin. Bei einer reinen Kreuzbandoperation wirst du relativ schnell wieder belasten können und der Trend geht tatsächlich dahin, dass du nach wenigen Wochen wieder voll belasten darfst. Anders sieht das ganze aus, wenn du neben einem Kreuzbandriss auch weitere Beteiligungen anderer Strukturen haben solltest. Bei einer zusätzlichen Meniskusverletzung und darauffolgend einer Meniskusnaht wirst du mit ziemlicher Sicherheit sechs Wochen überhaupt nicht belasten dürfen, weil die Meniskusnaht zur Heilung länger braucht und nicht belastet werden darf. Fun Fact: der Riss des vorderen Kreuzbandes in Kombination mit einem Meniskusriss und einem Riss des Innenbandes nennt man unhappy triad. Das ist auch wirklich ein unglückliches Zusammenspiel, aber gar nicht mal besonders selten.

Die ersten 6 Wochen: Ziele und Meilensteine

An dieser Stelle noch einmal vorab: Wir halten uns jederzeit strikt an das Nachbehandlungsschema, das du von deinem Arzt oder deiner Ärztin bekommst. Die Vorgaben bezüglich Belastung und Bewegungsausmaß hängen also maßgeblich davon ab. Dennoch gibt es einige Ziele und Meilensteine, die wir für die ersten sechs Wochen nach der Operation formulieren können.

Schmerz kontrollieren

Du wirst nach der Operation wahrscheinlich Schmerzen haben, wobei die Intensität höchst individuell sein kann. Bespreche mit deinem Arzt oder deiner Ärztin mögliche Schmerzmedikation. Du solltest spätestens zwei Wochen nach der Operation keinerlei Ruheschmerzen mehr verspüren und auch in Bewegung wenig Schmerzen haben.

Schwellung mindern

Unmittelbar nach der Operation bekommst du neben Schmerzmitteln auch Thrombosespritzen und einen Kompressionsstrumpf verschrieben oder direkt aus dem Krankenhaus mit nach Hause. Außerdem kannst du sofort mit der manuellen Lymphdrainage und der Krankengymnastik beginnen, bestenfalls vereinbarst du hier bereits vor deinem Operationstermin die Termine bei der Physiotherapie, um bei deinem Wunschtherapeuten oder deiner Wunschtherapeutin zu landen (später hierzu mehr). Den Kompressionsstrumpf trägst du dann tagsüber, solange du noch mit Stützen unterwegs bist. Nachts ziehst du ihn aus. Dasselbe gilt für die Thrombosespritzen: solange du auf Stützen angewiesen bist, solltest du sie nehmen. Hier erhälst du weitere Infos aber wieder bei deinem Arzt oder deiner Ärztin. Der Kompressionsstrumpf, die regelmäßige Lymphdrainage (mindestens zwei Mal pro Woche) und das Hochlagern des Beines (über Herzhöhe) helfen, die Schwellung schnell zu mindern. Vieles erledigt dein Körper aber auch alleine, sodass die Schwellung bereits nach zwei Wochen schon deutlich reduziert ist.

Volle Streckung

Bereits in der ersten Krankengymnastik-Einheit solltest du erste Streck-Übungen für dein Knie bekommen (du findest übrigens auch auf unserem Instagram Kanal Videos hierzu). Die volle Streckung ist ein absoluter Meilenstein innerhalb der ersten Wochen nach der Operation, wir wollen sie so schnell wie möglich erreichen. Spätestens, wenn du die Stützen beiseite tun und voll belasten darfst, sollte die Streckung vollständig erreicht sein - mehr hierzu im Thema Gangbild.

Ansteuerung des Quadriceps

Mit der Streckung einher geht die Ansteuerung des Quadriceps, der für die volle Streckung zuständig ist. Wir brauen im Quadriceps nicht nur sichtlich Muskulatur ab, sondern auch Koordination. Das vordere Kreuzband ist, wie erwähnt, neben der Stabilität auch für unsere Tiefensensibilität verantwortlich. Das bedeutet, dass das Kreuzband unserem Gehirn meldet, in welcher Position das Knie im Raum steht. Dann kann unser Gehirn entscheiden, wann welche Muskualtur angesteuert werden soll, um das Knie zu stabilisieren (ganz vereinfacht ausgedrückt und natürlich ist das ein völlig unbewusster Prozess). Der Quadriceps erhält nun zunächst keinerlei Informationen darüber und ist deshalb in seiner Koordination teilweise stark eingeschränkt. Das erkennst du ganz gut, wenn du nach der Operation die ersten Streck- und Koordinationsübungen machst und beobachten kannst, wie der Quadricps und manchmal auch die hintere Oberschenkelmuskulatur, zittern. Mit gezielten Übungen können wir das aber zügig verbessern.

Bewegung erweitern

Welches Bewegungsausmaß du wann erreichen sollst, entscheidet in erster Linie dein Arzt. Eventuell bekommst du nach der Operation zunächst eine Orthese bzw. Schiene, die dich in der Bewegung sogar etwas einschränken soll bzw. dir deine Grenzen aufzeigt. Diese kann man in verschiedenen Winkeln einstellen. Grundsätzlich solltest du im Rahmen der Krankengymnastik mit deinem Therapeuten oder deiner Therapeutin die verschiedenen Meilensteine der Beweglichkeit passend erreichen. Die Streckung ist uns dabei wesentlich wichtiger als die Beugung, die bei vielen fast schon automatisch kommt. Vielleicht hast du die Möglichkeit, dir von deinem Arzt eine sogenannte Motorschiene verschreiben zu lassen. Sie kann dir helfen, das passive Bewegungsausmaß etwas schneller zu erreichen. Am aktiven Ausmaß, das du also selbst ansteuern musst, musst du jedoch gesondert arbeiten.

Gangbild verbessern

Sobald du voll belasten darfst, können die Unterarmgehstützen wieder weg. Ein schönes Gangbild ohne ein Hinkmuster wirst du jedoch nur erreichen können, wenn du bereits vorab die volle Streckung erarbeitet hast. Hier gilt dann: Fersenkontakt zuerst - und hierfür brauchst du eben die volle Streckung in deinem Kniegelenk - und dann abrollen. Du solltest wirklich sehr darauf achten, dir sofort wieder ein normales Gangbild zu erarbeiten und dir keine Ausgleichsbewegungen anzueignen, die wir dann später wieder abtrainieren müssen.

Häufige Fehler und wie man sie vermeidet

Fehler #1: zu Beginn zu wenig üben

Die Rehabilitation beginnt bestenfalls bereits zwei Tage nach der Operation. Und schon dann heißt es für dich: täglich mehrfach üben! Wer hier die Übungen vernachlässigt oder die Rehabilitation auf die leichte Schulter nimmt hat später wahrscheinlich Probleme mit der Ansteuerung und der Streckung.

Fehler #2: zu Beginn zu viel wollen

Üben ist wichtig. Genauso wichtig ist es aber, dich an das Nachbehandlungsschema und die Belastungsvorgaben zu halten. Wenn du bereits eine Woche nach der Operation ohne Stützen gehst, obwohl du durch eine Meniskusbeteiligung sechs Wochen auf Stützen gehen sollst, riskierst du, dass die Strukturen nicht richtig heilen können und eine damit deutlich verlängerte Rehabilitation.

Fehler #3: Nur noch deprimiert auf der Couch liegen

Ich weiß, das ist eine verdammt schwere Zeit. Es ist aber wichtig, trotzdem möglichst mobil zu sein, deinen Alltag möglichst normal zu gestalten und gewisse Routinen nicht zu unterbrechen. Versuche trotzdem, ein normales Schlafmuster beizubehalten, dich gut zu ernähren und weiterhin Dinge zu unternehmen, auch wenn sie aktuell etwas anstrengender sind.

Fehler #4: Möglichst schnell wieder in den Sport wollen und Krafttraining nicht priorisieren

Als Fußballer möchtest du so schnell wie möglich wieder den Ball am Fuß haben, als Volleyballerin so schnell wie möglich wieder auf dem Feld stehen. So verlockend wie das sein mag, bitte gib dir die nötige Zeit, um die Verletzung VOLLSTÄNDIG zu rehabilitieren. Da gehört vor allem auch ein intensives und priorisiertes Krafttraining dazu. Du findest in weiteren Blogbeiträgen oder auf unserem Instagramkanal mehr Infos dazu.

Fehler #5: Zum Physio von nebenan gehen, weil der Weg kürzer ist

Die Zusammenarbeit mit deinem Physiotherapeuten oder deiner Physiotherapeutin ist der absolut wichtigste Aspekt der Rehabilitation! Eine optimale und planmäßige Betreuung ist für deine erfolgreiche Reha so entscheidend und wird trotzdem so oft unterschätzt. Schau dich ganz konkret in deiner Umgebung um, suche nach Erfahrungsberichten, frag im Bekanntenkreis, bei deinem Arzt oder deiner Ärztin und informiere dich gut. Ein Merkmal einer guten physiotherapeutischen Praxis für die Rehabilitation derartiger Verletzungen ist beispielsweise die gut ausgestattete Trainingsfläche. Hat die Praxis von neben an nicht, dann ist sie nicht die richtige Anlaufstelle - sorry! Solltes du wirklich keine gute Praxis in deiner Umgebung finden, dann geh zur Lymphdrainage und Mobilisation in eine Praxis und suche dir unterstützend online Hilfe (zum Beispiel bei uns). Online-Physiotherapie funktioniert im weiteren Rehabverlauf mindestens genauso gut, an manchen Stellen sogar besser, als vor Ort Therapie.

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FAQs

Wie lange dauert die vollständige Genesung nach einer Kreuzbandoperation?

Die vollständige Genesung kann je nach individuellen Faktoren und dem spezifischen Reha-Plan zwischen 7 und 12 Monaten dauern. Ein schrittweiser Ansatz und die Einhaltung der Rehabilitationsprotokolle sind entscheidend.

Welche Rolle spielt die Physiotherapie in der Rehabilitation?

Die Physiotherapie ist entscheidend, um die Beweglichkeit, Muskelkraft und Koordination des Knies wiederherzustellen. Regelmäßige Physiotherapiesitzungen unterstützen den Heilungsprozess und helfen, langfristige Komplikationen zu vermeiden.

Was sind die häufigsten Herausforderungen in der Reha nach einer Kreuzbandoperation?

Zu den häufigsten Herausforderungen gehören das Schmerzmanagement, die Kontrolle von Schwellungen und die Wiedererlangung der vollständigen Beweglichkeit des Knies. Mentale und emotionale Herausforderungen können ebenfalls auftreten und erfordern Unterstützung und Geduld.

Wie kann ich sicherstellen, dass ich die volle Streckung erreiche?

Die regelmäßige Durchführung von Streckungsübungen und die Zusammenarbeit mit einem Physiotherapeuten sind entscheidend, um die volle Streckung zu erreichen.

Welche Ernährung unterstützt die Rehabilitation am besten?

Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Protein, Vitaminen und Mineralstoffen unterstützt die Heilung und Muskelregeneration. 

Fazit

Die ersten sechs Wochen nach einer Kreuzbandoperation sind entscheidend für die Genesung und den langfristigen Erfolg der Rehabilitation. Der Fokus liegt auf der Erreichung der vollständigen Streckung, der Kontrolle von Schmerzen und Schwellungen sowie der Stärkung der Muskulatur. Eine gut strukturierte Reha und die Zusammenarbeit mit qualifizierten Fachleuten sind entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden und eine erfolgreiche Genesung zu gewährleisten.

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