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Warum ein Streckdefizit nach einer Kreuzband-OP problematisch ist

Warum ein Streckdefizit nach einer Kreuzband-OP problematisch ist    und wie du es beheben kannst

Nach einer vorderen Kreuzbandoperation haben viele Patienten Schwierigkeiten, ihr Knie vollständig zu strecken. Dieses sogenannte Streckdefizit kann zu anhaltenden Beschwerden, Einschränkungen im Bewegungsablauf und langfristigen Komplikationen führen. Besonders das Gangbild wird durch eine unzureichende Streckung des Knies negativ beeinflusst.Um Folgeschäden zu vermeiden, ist eine frühzeitige und gezielte Physiotherapie essenziell. Dabei kommen sowohl passive als auch aktive Maßnahmen zum Einsatz, um die volle Streckfähigkeit wiederherzustellen. Diese wollen wir bestenfalls so schnell wie möglich erreichen.

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Die Bedeutung der vollständigen Kniestreckung für das Gangbild   

Ein Streckdefizit wirkt sich unmittelbar auf das Gangbild aus. Wenn das Knie nicht vollständig gestreckt werden kann, kommt es zu einer Schonhaltung, die die gesamte Körperstatik beeinflusst. Typische Folgen sind:

  • Unrundes Gangbild: Das betroffene Bein bleibt in einer leichten Beugung, was zu einem asymmetrischen Gang führt.
  • Überlastung angrenzender Gelenke: Hüfte und Sprunggelenk müssen die Fehlstellung kompensieren, was zu Schmerzen und Fehlbelastungen führen kann.
  • Reduziertes Vertrauen in das operierte Knie: Viele Patienten vermeiden eine volle Belastung des betroffenen Beins, was den Heilungsprozess verzögert.

Nach einer Kreuzband-Operation müssen Patienten zunächst eine gewisse Zeit an Stützen gehen. Wie lange hängt vom Operateur und dem entsprechenden Nachbehandlungsschema ab. Der Patient sollte die Stützen allerdings erst ablegen, sobald eine volle aktive Kniestreckung mit einem normalen Gangbild möglich ist. Ein früheres Ablegen der Stützen sorgt für ein unrundes Gangbild und der Patient eigenet sich Schonhaltungen an, um das Knie zu schonen. Das wollen wir definitiv vermeiden.

Maßnahmen zur Verbesserung der Kniestreckung   

Die frühzeitige physiotherapeutische (und eigene) Behandlung eines Streckdefizits ist entscheidend, um langfristige Bewegungseinschränkungen zu verhindern. Dabei unterscheidet man zwischen passiven und aktiven Maßnahmen.

Passive Maßnahmen zur Kniestreckung

  1. Manuelle Therapie: Der Physiotherapeut mobilisiert das Kniegelenk durch sanften Druck. Hierbei sollte vor allem kurz nach der Operation wirklich SANFT behandelt werden. Außerdem muss individuell auf den Patienten und das Knie eingegangen werden – Schmerzen sollten vermieden werden.
  2. Extensionslagerung: Das gestreckte Bein wird über eine längere Zeit auf eine Rolle oder ein Kissen gelegt, um die Streckung zu fördern. Diese Möglichkeit solltest der Patient immer nutzen, sobald er sitzt oder liegt. Dabei wird die Ferse unterlagert und das Knie hängt „frei“, sodass es durchhängen kann. Der Patient versucht hierbei bewussst locker zu lassen. Bei einem länger anhaltenden Streckdefizit und Toleranz durch den Patienten kann diese Lagerung durch ein Gewicht knapp über der Kniescheibe verstärkt werden, sodass das Knie in die Streckung gedrückt wird. Dies ist jedoch immer in Absprache mit dem behandelnden Physiotherapeuten zu entscheiden.
  3. Patellamobilisation: Die Kniescheibe wird vorsichtig mobilisiert, um die Beweglichkeit zu verbessern. Das kann durch den behandelnden Physiotherapeuten oder durch den Patienten selbst erfolgen.

Aktive Maßnahmen zur Kniestreckung   

  1. Quadrizeps-Training: Übungen zur Kräftigung des vorderen Oberschenkelmuskels (z. B. isometrische Anspannung des Quadrizeps). Der sogenannte Quadriceps baut sich nach der Operation massiv ab und es fällt den Patienten schwer, ihn bewusst zu aktivieren. Er fungiert hauptsächlich als KnieSTRECKER und ist deshalb der wichtigste Muskel, um das Streckdefizit aufzuheben – dies geht nämlich oft mit einer fehlenden Aktivierung des Quadriceps einher.
  2. Gangschulung: Bewusstes Gehen mit vollständiger Kniestreckung hilft, eine normale Bewegungsabfolge wiederherzustellen. Hier gilt: der erste Bodenkontakt bei einem Schritt beginnt über die Ferse und dabei ist das Knie in vollständiger Streckung zu halten. Beim Gehen kann also mit dem Cue „Ferse zuerst“ gearbeitet werden. Mit Hilfe eines Bands kann das Knie außerdem bei jedem Schritt forciert in die Streckung gebracht werden.
  3. Ermüdung der Oberschenkelrückseite: Nach einer Operation des vorderen Kreuzbandes kann es vorkommen, dass die Oberschenkelrückseite (Hamstring-Muskulatur) eine erhöhte Spannung entwickelt. Da die Hauptfunktion dieser die Kniebeugung ist, zieht diese erhöhte Spannung das Knie in eben diese Beugung und kann damit ein funktionelles Streckdefizit verursachen. Durch eine muskuläre Ermüdung der Oberschenkelrückseite (wir reduzieren also die Spannung) kann dann das Knie besser passiv und aktiv gestreckt werden. Die Ermüdung kann durch isometrisches und dynamisches Training der Hamstrings erreicht werden.

 

Folgen eines bleibenden Streckdefizits   

Ein unbehandeltes Streckdefizit kann schwerwiegende Konsequenzen haben:

Beeinträchtigtes Gangbild  

Wenn das Knie nicht vollständig gestreckt werden kann, entwickelt sich ein kompensatorischer Gang, der andere Gelenke belastet. Je nachdem, wie lange diese Kompensation bereits besteht, kann es sehr schwierig sein, sie voll und ganz zu beheben. Außerdem ist dieses Kompensationsmuster nicht nur problematisch für angrenzende Gelenke sondern erhöht tatsächlich das Risiko für eine weitere Verletzung (Kreuzband, Oberschenkelrückseite, Sprunggelenk). Es gilt also, diese langfristige Folge zu vermeiden.

Zyklopsbildung

Bei anhaltendem Streckdefizit kann sich im Knie ein Zyklops entwickeln – eine Narbenbildung, die das Gelenk blockiert. Diese erfordert in manchen Fällen eine erneute Operation.

Fazit: Frühzeitige Behandlung sichert langfristige Beweglichkeit   

Die volle Streckung des Knies ist essenziell für ein gesundes Gangbild und eine erfolgreiche Rehabilitation nach einer Kreuzband-OP. Durch gezielte physiotherapeutische Maßnahmen – sowohl passive als auch aktive – kann ein Streckdefizit frühzeitig behandelt und langfristige Folgen vermieden werden.

Als Patient kannst und solltest du passive sowie aktive Maßnahmen selbst anwenden, um so schnell wie möglich die volle Streckfähigkeit deines Knies wiederherzustellen. Hier ist Eigenverantwortung neben der physiotherapeutischen Betreuung gefragt. Je öfter du übst, desto besser. 👉 Tipp: Falls die Streckung trotz Therapie nicht verbessert wird, sollte frühzeitig ein Spezialist konsultiert werden, um strukturelle Ursachen abzuklären.

FAQ

Was ist ein Streckdefizit nach einer Kreuzband-OP?
Ein Streckdefizit bedeutet, dass das Knie nach einer vorderen Kreuzbandoperation nicht vollständig gestreckt werden kann.

Warum ist die vollständige Kniestreckung so wichtig?
Eine vollständige Streckung ist entscheidend für ein normales Gangbild. Ein Streckdefizit kann zu Fehlbelastungen in Hüfte, Knie und Rücken führen und langfristig Beschwerden verursachen.

Welche Maßnahmen helfen gegen ein Streckdefizit?
Zur Behandlung eines Streckdefizits kommen passive Maßnahmen (z. B. manuelle Therapie, Extensionslagerung) und aktive Übungen (z. B. Quadrizeps-Training, Gangschulung) zum Einsatz.

Was passiert, wenn das Streckdefizit nicht behandelt wird?
Unbehandelt kann es zu chronischen Fehlstellungen, Schmerzen und einer sogenannten Zyklopsbildung kommen – einer Narbenbildung im Knie, die die Beweglichkeit weiter einschränkt.

Wie lange dauert es, bis die volle Streckung wieder erreicht ist?
Das ist individuell verschieden. Mit gezielter Physiotherapie kann die vollständige Streckung oft innerhalb von  wenigen Wochen wiederhergestellt werden.Wann sollte ich einen Arzt aufsuchen?
Wenn die Streckung trotz intensiver Therapie nicht besser wird oder zusätzliche Schmerzen und Blockaden auftreten, sollte ein Spezialist aufgesucht werden, um eine Zyklopsbildung oder andere strukturelle Probleme auszuschließen.

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